Gruppenreise der Andreasgemeinde nach Polen mit Pfarrer Schödl und Kerstin Kluge
Rückblick
Diesmal gestalteten wir die Reise in Zusammenarbeit von Tor nach Zion und der Andreasgemeinde Leipzig. Früh am Morgen trafen wir uns, um mit zwei Kleinbussen in Richtung Polen zu starten. Wir, das waren diesmal 16 Leute von 19 bis 83 Jahren. Leider fehlte ein Teilnehmer am Start und so mussten wir mit nur 15 Leuten aufbrechen. Gerade auf der Autobahn angekommen, blinkte eine Warnlampe und wir waren gezwungen in die nächste Werkstatt abzubiegen. Mittlerweile meldete sich der fehlende Teilnehmer und weil wir in der Werkstatt warten mussten, hatte er noch die Möglichkeit zu uns zu stoßen. Nun komplett und mit „grünem Licht“ aus der Werkstatt konnten wir endlich wieder aufbrechen. Weil der Weg weit und die Autobahn immer verstopft ist, kamen wir ziemlich spät und erschöpft im Hotel an und machten erst mal eine Pause. Plötzlich hörten wir ganz in der Nähe Sirenen und kurze Zeit später Rettungswagen. Als wir etwas später nach Oswiecim aufbrechen wollten, fehlte eine Teilnehmerin. Ratlos blickten wir uns an. Keiner hatte sie gesehen. Nach 5 Minuten kam sie blass und etwas atemlos um die Ecke. Was war geschehen? Sie erzählte, dass sie sich nur kurz die Beine vertreten wollte. Auf dem Weg kam plötzlich eine schreiende Frau aus der Tür eines Hauses gestürzt und rannte zum Pool. Dort trieb leblos ein Kleinkind. Mit vereinter Kraft gelang es den beiden Frauen das Kind wiederzubeleben und den Rettungswagen zu rufen. Halleluja!!! Gott sei Dank, dass wir erst so spät im Hotel ankamen und zur Zeit des Unfalls immer noch vor Ort waren. Unser Gott ist treu!!!
Nach dem gemeinsamen Abendbrot machten wir eine erste Kennlern- und Austauschrunde. Müde fielen wir in unsere Betten.
Der nächste Morgen begann mit Lobpreis, Gebet und Abendmahl. Nach einem wunderbaren Frühstück im Hotel starteten wir gut gerüstet für den Tag und trafen uns mit unserem polnischen Guide Jacek. Er führte uns zuerst auf den Spuren jüdischer Vergangenheit durch Oswiecim. Danach fuhren wir nach Birkenau, dem Vernichtungslager von Auschwitz. Es war fürchterlich heiß und die Sonne schien erbarmungslos auf unsere Köpfe. Wir versuchten uns in die Gefangenen hineinzuversetzen, die Hitze, Kälte, Hunger und jede erdenkliche Grausamkeit erdulden mussten.
Das ging allen Teilnehmern nach.
Weiter ging es mit dem Shuttlebus ins Lager Auschwitz 1, dem sogenannten Stammlager. In den alten Backsteinhäuser befinden sich verschiedene Ausstellungen über die furchtbare Zeit während des Holocaust. Völlig erschöpft und gefüllt mit den unterschiedlichsten Emotionen und Fragen machten wir uns auf den Weg ins Hotel. Am Abend feierten wir gemeinsam den Beginn des Shabbat und machten uns damit eins mit den Juden auf der ganzen Welt. Wir sangen hebräische Lieder, tauschten uns über das Erlebte aus und beteten miteinander.
Am nächsten Tag ging es nach Abendmahl, Gebet und Frühstück nach Krakau. Dort besuchten wir zuerst das wunderschön restaurierte jüdische Viertel Kazimirz. Wir staunten über die Ausstellung in der Alten Synagoge und schlenderten dann über den jüdischen Markt. An der Weichsel machten wir eine Mittagspause und ruhten uns aus. Weiter ging es zum ehemaligen Ghetto und zu Resten der Ghettomauer. Im Museum Galizia konnten wir viele Fotos von verlassenen jüdischen Orten sehen. Wie viel kostbares Leben wurde hier ausgelöscht!
Unsere Zeit in Krakau ließen wir auf dem jüdischen Markt in einem gemütlichen Restaurant mit Klezmer Livemusik ausklingen.
Am Sonntag, und damit schon am letzten Tag, besuchten wir das einzigartige Kunstwerk Fountain of Tears. Der Künstler Rick Wienecke hat einen Dialog des Leidens zwischen dem gekreuzigten Jesus und einem Holocaustüberlebenden dargestellt. Wir noch eine tiefe Zeit der Anbetung und des Gebetes. Berührt von der Liebe Gottes für sein Volk liefen wir am Ende unserer Reise noch zur ehemaligen Judenrampe. Bis 1943 mussten die Juden von dort aus zu Fuß ca. 2 km ins Lager laufen. Nach einer letzten Gebetsrunde und einem Segen für die Fahrt machten wir uns auf den langen Heimweg. Müde und erschöpft, aber auch reich gefüllt mit Liebe für Gottes Volk kamen wir wohlbehalten zu Hause an. Danke Herr für diese besondere Zeit!!!
Kerstin Kluge