Tröstet, tröstet mein Volk - mit Ehepaar Kluge in Israel
Rückblick
Da standen wir nun wieder, nach einem halben Jahr, auf dem Ben Gurion Flughafen in Israel. Den Koffer voller Gastgeschenke und im Herzen das Wort: „Tröstet, tröstet mein Volk! Redet mit Jerusalem freundlich.“ Jes. 40,1
Diesmal waren wir nicht nur zu zweit, sondern unsere guten Freunde Heinrich und Christoph hatten sich uns angeschlossen. Im Flugzeug trafen wir zwei Frauen, die den selben Zielort ansteuerten, nämlich das Vaterhaus auf dem Ölberg. Ein Gebetshaus das einst die Marienschwestern gegründet hatten. Mit dem Zug fuhren wir nach Jerusalem. Dort erwartete uns ein schreckliches Wetter, 6 Grad, Wind und starker Regen. So hatten wir Israel noch nicht kennengelernt. Im Gebetshaus waren wir dann zu 9. mit Christen aus allen Teilen Deutschlands. Jeden Morgen und jeden Abend hatten wir intensive Lobpreis- und Gebetszeiten. Natürlich haben wir auch wieder unseren langjährigen Freund Yosef, einen Überlebenden der Shoa, in seinem Lieblingsrestaurant Bezalel besucht. Er wird im Mai 90 Jahre alt !!! Am Shabbat gingen wir in die Christ Church, die von den beiden betagten Berger Brüdern geleitet wird. Dort durften wir an einem beeindruckenden messianischen Gottesdienst teilnehmen. Danach trafen wir uns mit Anna, einer jungen Frau aus Leipzig, die gerade ein freiwilliges Jahr in Israel absolviert. Wir aßen Falafel, schlenderten durch die wunderschönen Gassen der Altstadt und beteten gemeinsam im Vaterhaus.
Am nächsten Tag begann die zweite Etappe unserer Reise. Wir holten unser Mietauto ab und brausten nach Haifa. Dort wurden wir schon von Dr. Avishai Goltz und seiner wunderbaren Frau Chava erwartet. Wie immer „bog“ sich der Tisch unter den herrlichsten Gerichten und wir wurden von einer warmen und liebevollen Gastfreundschaft eingehüllt. Nach einigen Stunden, die wie im Flug vergingen, machten wir uns auf den Weg nach Aschkelon, wo wir dann schon im Dunkeln unsere Ferienwohnung im 18. Stock bezogen. Am nächsten Morgen staunten wir nicht schlecht, als sich uns ein atemberaubender Blick übers Meer auftat. Doch viel Zeit zum Verweilen hatten wir nicht, weil uns die Arbeit in der Suppenküche rief. Wir vom Verein Tor nach Zion unterstützen diese Küche seit nun fast zwei Jahren finanziell und ich war sehr gespannt was uns in Sderot erwarten würde. Als wir ankamen begrüßten uns schon wunderbare Gerüche, Dampf und laute Musik. So richtig wusste keiner in der Küche über unser Kommen Bescheid, obwohl wir uns angemeldet hatten. Das war auch völlig unwichtig. Die Köchin, eine Frau die einmal in der Woche freiwillig kocht, führte uns herum und zeigte uns stolz die Gerichte das Tages. Es war unglaublich, was in dieser kleinen Küche alles zubereitet wurde. Jeden Tag werden 70 Portionen gekocht. Überall brodelte, blubberte und dampfte es. Wir wurden zum Kartoffelschälen benötigt. Also machten wir uns ans Werk und schälten Berge von Kartoffeln. Mittags dann kamen die Ärmsten der Armen. Ein Buffet wurde aufgebaut und die Gäste durften sich nehmen, so viel sie wollten. Wir erfuhren, dass es für einige die einzige Mahlzeit und auch die einzigen sozialen Kontakte am Tag waren. Die Reste des Buffets wurden in Assietten gefüllt und konnten am Nachmittag von bedürftigen Familien abgeholt werden. Die nächsten drei Tage kamen wir jeden Morgen in die Küche. Wir schnippelten, rührten, stampften, wuschen ab und machten alles, was so an Arbeit anfiel. Dabei verständigten wir uns meist mit Händen und Füßen, weil kaum jemand Englisch sprach. Es war wunderbar mitten unter dem jüdischen Volk zu sein. Rivka, eine orthodoxe Jüdin, die für einige soziale Projekte verantwortlich ist, lud uns zu sich nach Hause ein, um mit ihr das Fest der Bäume
Tu biSchevat zu feiern. Ein wunderbarer Abend.
An einem Nachmittag waren wir im Kibbuz Magen mit Sharon, einer Frau aus diesem Ort verabredet. Sie erwartete uns schon und führte uns auf eine kleine Anhöhe, der einzigen im Gelände. Von dort hatten wir einen weiten Blick übers Land.
Dann erzählte sie uns die Geschichte vom 7. Oktober. Ein Wachmann stand am Morgen auf der Anhöhe und sah plötzlich Motorräder und LKW's auf den Kibbuz zukommen. Er verständigte sofort den Anführer der Wachgruppe, einen alten Colonel mit Kriegserfahrung. Noch bevor die anderen Mitglieder der Wachgruppe vor Ort waren, fuhr der alte Colonel todesmutig den Terroristen entgegen, die unterdessen ein großes Loch in den Zaun gesprengt hatten. Er eröffnete das Feuer und hielt die Angreifer so lange in Schach, bis die Wachgruppe Stellung bezogen hatte. Dieser Überraschungsangriff des Colonel bewahrten den Kibbuz vor Schaden. Allerdings verlor er dabei ein Bein. Mühsam lernt er gerade mit einer Prothese zu laufen.
An einem anderen Nachmittag besuchten wir das Gelände, auf dem am 7. Oktober das Massaker an den Besuchern des Novafestivals verübt wurde. Heute ein Ort der Erinnerung und des Innehaltens. Wir staunten, als uns hunderte von Menschen begegneten. Meist Juden aus Israel. Überall blühten gerade feuerrote Anemone. Was für ein Zeichen Gottes, dass das Leben weitergeht. Am Israel Rai, Israel lebt!!!
Nach 4 Tagen verabschiedeten wir uns von den wunderbaren Menschen der Suppenküche, die uns in dieser Zeit ans Herz gewachsen waren. Nie werde ich Elischamma vergessen, der auch schnell mal seine Kippa als Topflappen verwendet hat.
Nun brach die dritte und damit letzte Etappe unserer Reise an. Wir fuhren nach Arad, um Tanja, eine Jüdin die vor 25 Jahren aus der Ukraine eingewandert war, zu besuchen. Natürlich gab es Borschtsch, und zwar einen grooooßen Topf voll. Die Verständigung war schwierig, weil Tanja nur Russisch und Hebräisch spricht. Von unserem Schulrussisch sind leider nur noch Rudimente vorhanden. So verständigten wir uns mit dem Herzen. Es hat funktioniert. Weiter ging es dann nach Sde Boker, einem Ort in der Negevwüste. Dort leben einige Freunde von uns, die zu einer kleinen messianischen Gemeinde gehören. Wir bezogen eine wunderschöne Ferienwohnung bei Kelly und Yaron Glick. Sehr zu empfehlen!!! Am Morgen machten wir uns auf zum Ramon Krater, einer atemberaubenden Landschaft mitten in der Wüste. Wir wanderten an der Abbruchkante des Kraters entlang und freuten uns an der fantastischen Aussicht und dem herrlichen Wetter. Am Abend waren wir zum Shabbatdinner eingeladen. Wir genossen die Gemeinschaft mit den Freunden aus der Wüste und natürlich das wunderbare Essen. Am nächsten Morgen war Gottesdienst in der kleinen messianischen Gemeinde. Studenten aus allen möglichen Ländern und Locals, also Leute aus dem Ort, trafen sich zum Lobpreis, Predigt und Gebet. Es tut einfach nur gut, immer mal über den Tellerrand zu schauen. Nach dem Gottesdienst brachen wir bei herrlichstem Wetter, so um die 20 Grad, zur nächsten Wüstentour auf. Wir wanderten durch den Wadi Zin zum Naturwasserbecken in Ein Akev. Christoph sprang unerschrocken, und sehr zur Verwunderung der israelischen Wanderer, in das eiskalte Wasser. Zurück ging es über eine Hochebene, auf der uns keine Menschenseele begegnete, vorbei an einem verwahrlosten Beduinenort, wieder hinunter in den Wadi und zurück nach Sde Boker. Was für eine traumhafte Tour!!! Am Abend waren wir bei unserer Freundin Jeanie eingeladen. Leider hatte ich ihr vergessen zu sagen, dass wir zu 4. kommen. Kein Problem für sie. Ein kurzen Gebet zum Herrn um Vermehrung des Abendessens und schon setzten wir uns fröhlich um den Tisch. Natürlich hat das Essen gereicht!!!
Am nächsten Morgen packten wir unsere Sachen und fuhren zu Kelly und Yaron's Food Truck , der mitten in der Wüste unweit der Straße Nummer 40 steht. Dort tranken wir einen letzten köstlichen Kaffee und aßen selbstgemachte Cookies von Kelly. Nun hieß es Abschied nehmen, denn am Nachmittag ging unser Flieger Richtung Heimat. Eine prall gefüllte und reich gesegnete Reise ging zu Ende. Danke Herr für deine Gnade!!!
Kerstin Kluge