Die Leipziger Jüdische Woche in diesem Jahr fand in einem ganz besonderem Rahmen statt: 1000 Jahre Ersterwähnung der Stadt Leipzig, 50 Jahre diplomatische Beziehungen Deutschland - Israel und zugleich der Besuch ehemaliger Leipziger jüdischer Bürger. Maria Hoffmann begleitete die ganze Woche unsere Freunde aus Israel. Für die ehemaligen Leipziger bzw. ihre Nachkommen hatte die Stadt Leipzig mit Frau Roloff ein abwechslungsreiches Programm vorbereitet.
Neben Zeitzeugengesprächen mit Schülern und Bürgern, gab es Vorträge, Konzerte, Vernissagen und sehr würdige Empfänge. Höhepunkte waren auch der Open Air Synagogengottesdienst in der Gottschedstraße mit dem Gemeinderabbiner Zsolt Balla 77 Jahre nach der Zerstörung der großen Synagoge.
Daneben haben wir den Alten Jüdischen Friedhof besucht, damit unsere Freunde dort das Kaddish beten konnten. Das ist immer noch ein Schmerz, dass Großeltern oder andere Verwandte, die in der Shoah umgekommen sind, kein Grab haben. Besondere Zeiten waren auch für uns, wenn wir gemeinsam im Garten mit anderen Freunden oder am Cosbudner See oder auch auf dem See mit Segelboot entspannen und tiefer ins Gespräch kommen konnten. Ein Erlebnis war die Fahrt mit Steffi ehemals Bamberger, ihrem Sohn Shmariyahu und Enkel Jiftach mit Ehepaar Golz und Ruth Laps nach Dresden und ins Erzgebirge, wo wir gastfreundlich von Freunden empfangen wurden.
Während der Jüdischen Woche haben wir zwei Veranstaltungen mit gestaltet: Am Dienstag, den 30.6. wurde die bemerkenswerte Präsentation und der Vortrag von Prof. Avishay Golz "Der Beitrag jüdischer Ärzte aus Leipzig für die Medizin in Israel 1883 bis 1948" durch den großartigen Hörsaal im Kopfzentrum der Universitätsklinik und durch den anschließenden Empfang mit Catering zu einem tollen Erlebnis. Prof. Dietz von der HNO Klinik hatte für den Hörsaal und Einladung der ärztlichen Kollegen gesorgt, der Städtepartnerverein Leipzig-Herzliya gemeinsam mit unserem Verein für die Flyer und den Empfang mit Catering. Am Mittwoch, den 01. Juli spielte die Laientheatergruppe der Ev.-Luth. Andreasgemeinde vor einem erlesenen Publikum im Pavillon der Hoffnung das Theaterstück "Fuego y Sapor - Feuer und Duft", die Geschichte einer jüdischen Familie in der Zeit des aufkommenden Nationalsozialismus während der Weimarer Republik, brisant und hochaktuell.
Für unsere Freunde aus Israel war diese Woche die beste und wichtigste Zeit, die sie bisher in Deutschland verbracht haben. Es war eine Zeit der Versöhnung und Heilung. Während eines Besuches der Ausstellung vom "Marsch des Lebens" in der TOS Leipzig erzählte Jona aus Haifa das erste Mal von den Schrecken und dem furchtbaren Verlust in seiner Kindheit angesichts der Berichte junger Christen über die Beteiligung ihrer Großeltern und Urgroßeltern an den Untaten der Nazis. Avishay sagte beim Eintrag ins Goldene Buch der Stadt: "Heute kann ich sagen, ich bin ein Leipziger!"